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Leitha - Au

Das Ökosystem Auenlandschaft

Einem grünen Samtband gleich zieht sich die Auenlandschaft der Leitha an deren Ufern entlang, und begleitet den Fluss auf seinem Weg durch die Tourismusregion Leithaauen Neusiedler See. Der fließende Wechsel von Feuchtgebieten, Wiesen, Wäldern und landwirtschaflichen Fluren erzeugt beim Betrachter ein stimmungsvolles Gesamtbild einer beschaulich lieblichen Naturlandschaft.

Das Wort Au stammt vom althochdeutschen "ouwa" ab, das wiederum mit dem gotischen Wort "ahva" für Fluß in Verbindung zu bringen ist.

Das Ökosystem Auenlandschaft

Der prägende Faktor dieser Landschaft ist das Wasser und die Veränderung dadurch. Auen sind dynamische Lebensräume, die periodisch oder episodisch überflutet werden, was für die charakteristische Fauna und Flora in diesem ökologischen Umfeld von entscheidender Wichtigkeit ist.

Die Überschwemmungsgebiete filtern und speichern das Wasser auf geradezu ideale Weise. Zudem sorgen Erosion und Akkumulation für ständige Veränderung. Die Vegetation spezifiziert sich durch Neubesiedlung, Alterung und das räumliche Nebeneinander verschiedener Entwicklungsstadien.

Für Auengebiete sind Hochwässer also kein Schaden - im Gegenteil, Hochwässer begünstigen ihre Regeneration:

  • die Dynamik des Wassers und der mitgeführten Sedimente verjüngt den Auwald
  • durch Hochwässer erhöht sich die Artenvielfalt, da neu geschaffene Schwemmbänke und Ablagerungen zu Lebensräumen einer Pioniervegetation werden
  • Hochwässer verändern das Relief und schaffen neue Abflußwege, was zum Überleben dieser wertvollen Ökosysteme beiträgt

Fauna und Flora

In unmittelbarer Nähe des Flusses und der Altarme breitet sich die Weichholzau aus. Typische Bäume dieser Au sind Weiden, Silberpappel, Schwarzpappel und Schwarzerle, die hohen Grundwasserstand und Staunässe vertragen. Die Weichholzau markiert das Gebiet der wiederkehrenden Überschwemmungen.

Etwas weiter entfernt vom Fluß liegt die sogenannte "harte Au" (Hartholzau). Dieser Bereich wird nur mehr von sogenannten Katastrophenhochwässern überschwemmt und setzt sich vorwiegend aus Hartholzbäumen wie Ulme, Stieleiche, Hainbuche, Feldahorn und als Besonderheit im Osten Österreichs die nur an der March und in den Leithaauen bei Nickelsdorf vorkommenden Exemplare des Tartarenahorns und der Spitzblattesche zusammen.

Die Landschaft der Leithaauen im nördlichen Burgenland ist ein einzigartiges Ökosystem von in ihrem Kernbereich noch urwaldähnlichen dichten Auwäldern und Altarmen. Sie sind das natürliche ökologische Bindeglied zwischen den Nationalparks Donauauen und Neusiedlersee. Das von regelmäßigen Überschwemmungen lebende Gebiet entlang des renaturierten Flussbettes bietet einen geschützten Lebensraum für zahlreiche und teilweise bereits selten gewordene Tier- und Pflanzenarten.

Die Fauna läßt noch Biber, Großtrappe, Pannonisches Rebhuhn, Steinkauz, Eisvogel, Reiher, Schwarzspecht, Großen Hirschkäfer und vieles mehr beobachten und einem vielstimmigen Konzert von Vogelstimmen lauschen.

Die Flora bietet eine große Variation an riesigen alten Bäumen,und im dichten Unterholz finden sich Teppiche aus Feigwurz, Sumpfdotterblume, Leberblümchen, Schlüsselblume und die seltene Gelbe Wasserlilie. Auf den Altarmen treiben Wasserlinse und Gelbe Teichrose. Während die Randzonen landwirtschaftlich genützt werden, wobei großer Wert auf sensiblen Umgang mit der Natur und biologischen Landbau gelegt wird, bildet die "Leithainsel" zwischen Gattendorf und Nickelsdorf, die aus der Leitha und der Kleinen Leitha gebildet wird, teilweise noch eine einzigartige Oase der Ruhe in unberührter Natur, mit Altarmen und urwaldähnlichem Auwaldbiotop.

Eine besondere Baumform der Landschaft der Leithaauen sind die Kopfbäume. Diese besondere Baumform prägt das Bild der Landschaft der Leithaauen und ihrer Randgebiete. Sie sind Relikte einer vormals allgegenwärtigen Kulturlandschaft. Die bizarr wirkenden Bäume entstanden durch die sogenannte "Kopfholzwirtschaft", wobei die Stämme der Jungbäume zunächst auf etwa drei Meter Höhe geköpft wurden. In der Folge wurden an dieser Stelle die nachwachsenden Äste regelmäßig entfernt, wodurch es zu verstärktem Längenwachstum an der Schnittstelle kam. Durch Überwallung der Schnittwunden entstand das typische Erscheinungsbild der Bäume. Die wirtschaftliche Bedeutung lag in ihren langen, rutenförmigen Ästen, die aufgrund ihrer Biegsamkeit vielfältige Verwendung fanden. Eine der wichtigsten war die heute fast in Vergessenheit geratene Kunst der Korbflechtens. Körbe aus Kopfbäumen wurden nicht nur in großer Formvielfalt und -schönheit gefertigt, sie waren auch vielseitig einsetzbar und besonders widerstandsfähig und langlebig. Aufgrund ihrer hohen Austriebsfähigkeit wurden vor allen Weiden als Kopfbäume bearbeitet, gelegentlich auch Ulmen, Pappeln oder Eschen.

Nachdem das Handwerk des Korbflechtens nahezu ausstarb, geriet auch die Kopfholzwirtschaft mehr und mehr in Vergessenheit. Erst in jüngster Zeit gibt es Bemühungen, dieses Kulturgut zu bewahren, das heute eine neue, wichtige ökologische Funktion hat. Sie bilden wahre Refugien für die Artenvielfalt der heimischen Tierwelt. Da sie kein Kernholz bilden, entstehen an den Verletzungsstellen der Bäume Höhlen und Fäulnisstellen unterschiedlicher Ausprägung, die ein spezifisches Biotop bilden. Über 200 Käferarten und etwa 130 verschiedene Schmetterlingsarten sind auf den Lebensraum Kopfbaum angewiesen. Die Aushöhlungen werden von Spechten als Brutplätze genützt, gefährdete Vogelarten wie Steinkauz, Wiedehopf oder Gartenrotschwanz haben die Kopfweiden als Lebensraum auserkoren. Hier finden aber auch Säugetiere wie das Mauswiesel oder der Steinmarder Unterschlupf, sogar Fledermäuse nutzen die Kopfbaumhöhlen als Kinderstube und Schlafplatz.